Wir basteln uns ein Didge-Mundstück aus einer Kokosnussschale

Warum Kokosnussschale?
Materialien und Werkzeuge
Die Nuss
Vorarbeiten
Herstellung des Mundstückes
Befestigen und Anpassung des Mundstückes
Nacharbeiten


Warum Kokosnussschale?

Traditionell besteht ein Didge-Mundstück aus Bienenwachs. Warum nun ein anderes Material nehmen? Nunja, ich trage einen Bart, und das Wachs verklebt den Bart nach etwas längerer Spielzeit, was ich nicht so richtig lustig finde. Ausserdem bin ich, ich erwähnte es schon mal an anderer Stelle, Motorradfahrer, muss also zumindest eins meiner Didges bisweilen im Topcase transportieren. Nun, in einem Motorrad-Topcase ist es nicht immer picobello sauber, und da ist so ein Nussmundstück einfach besser zu reinigen. Und warum nun Kokosnuss und nicht irgendwas anderes? Ganz einfach: alle anderen Nüsse sind zu klein ... ;-)) Wieder ernst: Kokosnussschale ist ein in sich homogenes und faserfreies Material, und insofern für unsere Zwecke perfekt geeignet.

Materialien und Werkzeuge

Die Nuss

Die Kokosnuss suche ich mir schon genau aus - noch lange nicht jede Nuss darf bei mir Mundstück werden. Eigenschaften, auf die ich Wert lege, sind:

Vorarbeiten

Zunächst müssen wir den leckeren Saft der Kokosnuss sicherstellen. Dafür bohren wir an der Spitze der Nuss zwei Löcher und giessen die Flüssigkeit in das Wasserglas. Wir fügen einen tüchtigen Schuss weissen Rum und zwei Eiswürfel hinzu und trinken auf das Wohl unseres neuen Mundstücks. Ähem - vielleicht sollten wir doch besser erst die Arbeit erledigen ...

Nun muss die Nuss der Länge nach geteilt werden. Wer diese Prozedur nach der traditionellen Methode (mit der Machete) erledigen kann, ist gut dran. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Nussschale unkontrolliert bricht, was wahrscheinlich zur Beschaffung einer neuen Nuss führt. Dies hat immerhin den Vorteil, dass wir noch etwas mehr von dem leckeren Kokosnusssaft ... nunja. Ich habe die Nuss mittels eines elektrischen Fuchsschwanzes aufgesägt. Das Sägeblatt habe ich vorher penibel gereinigt. Als nächstes entfernen wir das Fleisch und essen es auf (deswegen die Reinigung des Sägeblattes ;-) ).

Herstellung des Mundstücks

Ich benutze für meine Mundstücke die Breitseite der Nuss. Andere schneiden das Mundstück aus der Spitze. Das habe ich noch nicht gemacht, muss ich aber mal probieren, demnext ...

Zunächst entfernen wir mit einem relativ groben Schleifpapier (Körnung 100 oder so) die Fasern um die Stelle herum, die wir aussägen wollen und schleifen die natürliche Wölbung der Schale etwas bei. Ein Schwingschleifer erleichtert diese Arbeit wesentlich, wir müssen nur aufpassen, nicht zu viel Material wegzuschleifen. Nun können wir auch schon mal anfangen zu polieren. Für diese Stufe der Behandlung nehmen wir ein 400er Schleifpapier. Wir können immer noch den Schwingschleifer benutzen.

Als nächstes entfernen wir nun bis auf zwei alle Säge-Einsätze aus dem Lochsägeset. Die, die drinbleiben, sind: der 45er für den Aussendurchmesser (ich gehe von einem 40er PVC-Rohr aus, bei einem anderen Durchmesser nehmen wir die Säge, die am besten passt, also im Zweifelsfall eine Nummer grösser) und der 30er z.B. für das innere Loch. Wir sollten hier nicht mit einem zu grossen Einsatz anfangen. Wenn das Loch sich hinterher als zu klein erweist, können wir es später immer noch mit der Feile aufweiten, kleiner machen ist schlecht. Die Bohrmaschine sollte für diese Arbeit schon kräftig genug sein. Meine Leck&Schlecker ;-) hat 580 W, das reicht dicke.

Das Finish erledigen wir mit 1000er Schleifpapier, jetzt aber besser von Hand. Als Ergebnis erhalten wir ein mattglänzendes, edel aussehendes Teil ...

Befestigen und Anpassen des Mundstückes

Wie bei der Erstellung eines traditionellen Bienenwachsmundstückes umwickeln wir das PVC-Rohr zunächst mit einer Lage Tesakrepp, um dem Klebstoff, mit dem wir das Mundstück befestigen, mehr Halt zu geben. Puristen können als Klebstoff durchaus Bienenwachs verwenden. Ich habe es ganz profan mit der Heissklebepistole befestigt.

In welcher Lage wir das Mundstück montieren, ist bei einem Plastikrohr (und meistens auch bei einem Bambusrohr) egal. Bei einem Holzrohr ist die Sache etwas komplizierter. Wie jeder Didger sicher schon gemerkt hat, hat ein Holzrohr eine bestimmte Schwerpunktlage, in die es automatisch fällt, wenn es an den Mund gesetzt wird. Diese Lage müssen wir kennen, und das Mundstück montieren wir dann so, dass die stärkere Krümmung (ich nenne sie mal Querkrümmung) an Nase und Kinn liegt, die schwächere (die Längskrümmung) zu den Mundwinkeln weist. Dadurch haben wir die Nase frei zum atmen, und das Kinn stört auch nicht, was bei grösseren Rohrdurchmessern und somit grösseren Mundstücken nicht ganz unwichtig ist.

Nun ist es an der Zeit, das Mundstück an die "Schnüss" anzupassen. Wahrscheinlich ist es zunächst zu klein. Wir merken das schon, wenn wir hineinblasen und sich kein vernünftiger Ton einstellen will. Mit einer Halbrundfeile können wie die Öffnung vorsichtig und in kleinen Schritten anpassen. Wenn wir denken, dass die Öffnung nun gross genug ist, schleifen wir alle Säge- und Feilkanten etwas bei, so dass sie schön rund sind,coco3 gut aussehen und an den Lippen nicht weh tun.

Ästheten können nun noch ein Übriges tun, nämlich den Übergang zwischen Mundstück und Rohr etwas schöner zu gestalten. Ich habe den Übergang mit Bienenwachs verkleidet, das sieht einfach besser aus ... ;-) . Um einen weichen Übergang vom Mundstück zur inneren Rohrwandung zu erhalten, unterfüttern wir die Innenseite des Rohres noch mit etwas Wachs. Das ergibt dann einen besseren Klang und besseres Ansprechen.

Nacharbeiten

Nun ist es aber wirklich an der Zeit, den Rum in den Kokosnusssaft zu kippen, zwei Eiswürfel dazuzutun, auf unser neues Mundstück zu trinken, und es endlich auszuprobieren.

Have fun ...

PS: Besonderer Tip zum Lochsägeset: Es gibt da verschiedene, wir sollten eins nehmen, das möglichst viele Säge-Einsätze enthält. Meins hat so 7 oder 8, es gibt auch welche mit nur dreien. Diese sind ungeeignet. Früher habe ich hier mal geschrieben, das billigste Set wäre für unsere Zwecke völlig ausreichend. Das galt für die Sets von vor 10 Jahren oder so, so lange ungefähr hat meins gehalten. Ich habe dann beim Praktiker ein neues erstanden für so um die 2.50 EUR, und es ist mir tatsächlich gelungen, genau ein Loch damit zu sägen, dann war es hin. Also kaufte ich bei Hornbach ein Set von Wolfcraft, das machte einen sehr stabilen Eindruck (ist es auch, kann ich jetzt sagen), hat 7 Einsätze und kostete so um die 9.50 EUR.


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